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Millionen-Investition: 22 Wohnungen im Alten Papierwerk in Gera geplant

Oben der aktuelle Blick aus der Nestmannstraße auf das Areal, rechts eine Animation des Projektentwicklers, wie das Areal einmal aussehen soll. Foto: Peter Michaelis Oben der aktuelle Blick aus der Nestmannstraße auf das Areal, rechts eine Animation des Projektentwicklers, wie das Areal einmal aussehen soll. Foto: Peter Michaelis

Geraer Projektentwickler Tann Capital verhilft einer versteckten
Brache für vier Millionen Euro zu neuem Glanz

Gera Fabrik, Kontor, Atelier und Studio – vier Namen für vier Gebäude, die wie die große Überschrift des Wohnprojektes einen Bezug zur Geschichte des Standortes herstellen: „Stadtquartier Altes Papierwerk“ ist das Sanierungs- und Bauvorhaben der Geraer Tann Capital AG überschrieben, das planerisch bereits weit gediehen ist und einem zunächst etwas unscheinbaren zentralen Fleck Geras zu neuem Glanz verhelfen soll.

Areal von den Erben des Firmengründers gekauft

Das zum Teil verfallene einstige Betriebsgelände von etwa 2300 Quadratmetern Gesamtfläche entzieht sich im Schatten der Bergschule und auch zurückgesetzt von der Altenburger Straße etwas der allgemeinen Aufmerksamkeit. Jedoch nicht der des Unternehmens, das zuletzt mit dem „Stadtquartier Tilly’scher Garten“ in der Robert-Koch-Straße von sich Reden machte. „Wir sind auf der Suche nach geeigneten Immobilien darauf gestoßen“, sagt Carolin Prüfer von Tann Capital. 2016 erwarb man das Grundstück von Nachfahren des einstigen Geraer Unternehmers Fritz Lange. Seinen Namen trug der ehemalige „Großbetrieb für Papierverarbeitung“ an dieser Stelle.

Die Gebäudesubstanz im „Alten Papierwerk“ lässt diese industrielle Historie zwar noch erahnen, doch deren weitgehender Leerstand seit den frühen ­1990er-Jahren hat Spuren hinterlassen. Während einige Ge­bäudeteile nicht mehr zu retten sind und mit Fördermitteln zurückgebaut werden, erklärt Carolin Prüfer , werden die eingangs genannten vier Gebäude erhalten und saniert. Das Areal wird zwei Zufahrten von der Nestmannstraße und ausreichend Parkplätze im Areal erhalten. In den Gebäuden sollen 22 Wohnungen ganz unterschiedlicher Größen entstehen und später verkauft werden. Als Eigentumswohnungen für die späteren Bewohner oder an Kapitalanleger, die sie dann vermieten. So entstehen in den Gebäuden „Studio“ und „Kontor“ jeweils sechs Wohneinheiten. Das „Atelier“ im Inneren des Quartiers werde dreigeteilt, es entstehen drei Wohneinheiten mit Dachterrassen und Reihenhaus-Charakter, sagt Prüfer .

Im markanten „Fabrik“-Gebäude an der Nestmannstraße sollen sieben Wohnungen entstehen, die über einen noch zu errichtenden Anbau mit einem Fahrstuhl erschlossen werden. Trotz des immer noch frühen Zeitpunktes sind in diesem Teilobjekt bereits drei Wohnungen verkauft. Das ist auch der Grund, weshalb die abschnittsweise geplanten Bauarbeiten hier und im Atelier beginnen sollen. „Der Bauantrag ist gestellt, ein städtebaulicher Vertrag mit der Stadt abgeschlossen“, sagt Carolin Prüfer. „Wir hoffen, dass die Arbeiten im Spätsommer oder Frühherbst 2018 beginnen können. Pro Gebäude rechnen wir mit 18 Monaten Bauzeit, jedoch werden sich die Bauabschnitte zum Teil überschneiden.“ Läuft alles nach Plan, könnten die Bauarbeiten in drei Jahren abgeschlossen sein. Der Bezug einzelner Wohnungen soll jedoch sukzessive mit der Fertigstellung der jeweilige Teilobjekte erfolgen.

Thomas Smektalla, Vorstand von Tann Capital, hatte zur ersten Präsentation des Projektes am Tag der Städtebauförderung von einem Investitionsvolumen von vier Millionen Euro für das Projekt gesprochen. Carolin Prüfer betonte im Gespräch mit unserer Zeitung vor Ort, dass man dafür wieder ausschließlich auf Handwerker aus der Region zurückgreifen wolle, mit denen man schon bei früheren Projekten gute Erfahrungen sammelte.

Aus der Historie

Zur Firmengeschichte des Standortes recherchierte Christel Gäbler, Leiterin des Stadtarchivs Gera, in den Akten: „Mit Datum vom 15. Oktober 1923 wurde der bereits seit zwei Jahren bestehende Betrieb des Kaufmanns Friedrich Lange in das Handelsregister des Amtsgerichts in Gera eingetragen.“ In jenem Jahr seien in dem Kleinunternehmen des Papierwarenfabrikanten in der Nestmannstraße 5 insgesamt 20 Arbeiterinnen, ein Arbeiter und eine Kontoristin beschäftigt. Nach dem Tod Friedrich Langes 1947 führte dessen Witwe Elly Marie Lange die Firma zusammen mit ihren beiden Töchtern als Kommanditgesellschaft. „Ab 1969 arbeitete der Betrieb mit staatlicher Beteiligung durch eine Einlage des VEB (B) Schleizer Großbuchbinderei“, so die Archivleiterin. Im Jahr 1972 sei die Löschung der in Volkseigentum umgewandelten Betriebe erfolgt und damit auch die Abwicklung der Kommanditgesellschaft Fritz Lange, die im Jahre 1973 im Handelsregister als erloschen vermerkt worden sei.

Marcel Hilbert / 13.06.18 / OTZ