Immobilien in Gera sind wieder gefragt
Die Banken suchen derzeit verstärkt nach gebrauchten Häusern und Wohnungen. Für Gera spricht laut Maklern die günstige Lage nahe wichtiger Wirtschaftszentren und eine hohe Mietrendite.
Gera. "Immobilien dringend gesucht!" So wirbt eine Privatbank derzeit unter ihren Kunden in Gera und verspricht für den erfolgreichen Tipp eine 500-Euro-Provision. Es ist eines der Anzeichen dafür, dass nach längerer Stagnation wieder Bewegung in den Geraer Immobilienmarkt gekommen ist.
Auch die Sparkasse Gera-Greiz ist auf der Suche, vor allem nach Ein- und Zweifamilienhäusern. "Wir beobachten den Trend vom Land zurück in die Stadt, zudem wollen Käufer angesichts der Inflationserwartung in Sachwerte investieren. So ist in zentraler Lage derzeit die Nachfrage größer als das passende Angebot", erklärt Sparkassenvorstand Frank Emrich. Attraktive Einzelstandorte finden sich in Untermhaus, Debschwitz und dem Ostviertel, auch am Bieblacher Hang.
Es sind in erster Linie die Selbstnutzer, die den Markt bei gebrauchten Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen ankurbeln. Weil deren Kaufbeutel im wirtschaftlichen Umfeld allerdings weiter begrenzt ist, hat die erhöhte Nachfrage noch keine hochschießende Preisspirale ausgelöst. Das Katasteramt Ostthüringen macht zwar leicht steigende Preise beim Verkauf bebauter Grundstücken aus, noch sind sie aber vergleichsweise günstig.
Gebrauchte Eigentumswohnungen kosten zwischen 75 000 und 125 000 Euro, Ein-Familienhäuser sind laut Sparkasse für 100 000 bis 150 000 Euro zu haben. Eins greift ins andere: Das schmale Angebot und günstige Zinsen wirken sich auch auf Neubauprojekte aus. "Die haben zurzeit gute Chancen, realisiert zu werden", sagt René Döring, Regionalsprecher des Immobilienverbandes Deutschland für Gera.
Das Preisgefüge macht den Immobilienmarkt auch für Kapitalanleger von außen interessant. "Durch die Lage nahe den Wirtschaftszentren Leipzig/Halle und Jena mausert sich Gera langsam aber stetig zum Geheimtipp unter Immobilieninvestoren", beobachtet Döring und zitiert Prof. Tobias Just von der Uni Regensburg, der den Osten in Sachen Wohninvestments für unterschätzt hält: Unter den fünf Städten mit dem höchsten Renditepotenzial sei neben Zwickau und Dresden auch Gera aufzuzählen.
Die Rechnung geht so: In Gera koste ein vor einigen Jahren saniertes Mietshaus ohne großen Instandhaltungsbedarf das zehn- bis 13-Fache der Jahresnettomiete, erklärt Döring. Das entspreche einer Rendite von 7,5 bis 10 Prozent. In Jena und Erfurt könne man davon nur träumen. Dort seien die Investitionkosten fast doppelt so hoch, die Mieterträge lägen aber nur ein knappes Drittel über denen in Gera. Werden in Erfurt und Jena im Schnitt 7 Euro pro qm erzielt, sind es in Gera 5,50 Euro. Der guten Ordnung halber müsse man aber erwähnen, dass in Gera das Mietausfallrisiko höher sei. Wer kauft muss deswegen auf Lage und Umfeld achten. "Gute Innenstadtlagen sind begehrt, Mietshäuser an Ausfallstraßen weisen teilweise hohen Leerstand auf", warnt Döring. Die hohe Rendite hat für ihn einen weiteren Vorteil: Je eher der Kredit getilgt ist und der Besitzer Gewinne erzielt, um so zweitrangiger ist, ob das Objekt auf lange Sicht Wertsteigerung erfahre oder nicht.
An den Standort Gera glaubt auch Markus Ernsberger, der gerade in der Berliner Straße eine leer stehende, denkmalgeschützte Villa erwarb. Für 1,7 Millionen Euro entstehen Wohn- und Geschäftsräume. Ein Investition, die sich lohne: "Es gibt genug Kunden, die das nachfragen."
Katrin Wiesner / 11.04.12 / OTZ
Quelle: OTZ / Mediengruppe Thüringen | Foto © OTZ / Katrin Wiesner
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